Die ersten Hürden

Über erste Nachbeben, fehlende Stühle und warum Moritz sich wie Michael Jackson fühlt!

Am Montag begannen die neuen Kurse! 

 

Moritz und ich sollten jeder vier Kurse pro Tag haben. Die Schüler meines neuen Englischkurses konnten schon mehr als erwartet, daher musste ich zum Ende hin echt improvisieren!

Besser lief meine erste Deutschklasse, lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß. 

Ich habe nicht locker gelassen, bis nicht jeder aus der Klasse "fünf" und NICHT "funf" sagen konnte. 

 

Am Nachmittag hatte ich dann von 17:00 bis 18:§0 meinen letzten Englisch Kurs. Wir aßen gerade Kekse, die mein neuer Lieblingsschüler (Scherz! Ich liebe alle meine Schüler gleich *hust* aber die, die mir Essen bringen etwas mehr *hust*) gebacken hatte, als Moritz mit den Worten "Yo Viktoria wir haben ein Problem" in den Raum trat.

 

Auf meine Frage hin, welches Problem denn zeigte er nur hinter sich auf den Flur.

Dort drängten sich super viele Menschen.

"Sind die alle für deinen 18:30 Kurs?"

Etwas schockiert schickten wir alle nach unten.

 

 

Hier seht ihr Moritz und mich leicht verloren mit fast all unseren Schülern für EINEN Kurs. 

Wir schätzen es auf mindestens 120 Personen.

120!!

Schon in meinem Deutschkurs mit knapp über 30 Personen mussten manche auf dem Boden sitzen!

Glücklicherweise war gerade ein guter Freund, Rolo, da. Er ist halb Deutsch und halb Ecuadorianer und hat uns geholfen die ganze Situation zu ordnen.

Also haben wir drei mehrere Listen rumgeben und aufgeteilt bis es passte.

Jetzt gibt jeder von uns 5(!) Kurs pro Tag. Das sind 10 Schulstunden pro Tag, die natürlich auch alle vorbereitet werden müssen.

Auf gut Deutsch: Am Ende des Tages sind Moritz und ich einfach nur verklatscht:D

 

Der Unterricht hier ist aber eine echt coole Angelegenheit!

Wir haben weder Lehrplan noch jemanden der uns überprüft.

Ich unterrichte grundsätzlich barfuß und meine Deutschschüler lieben es, dass wir als Ritual am Ende jeder Stunde ein neues Schimpfwort lernen!

Mit jedem Tag habe ich aber auch mehr Respekt vor Lehrern. Es macht zwar unglaublich viel Spaß mit den Menschen zu arbeiten und ihnen was beizubringen. Aber leicht ist das nicht immer! 

Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung einer Stunde! 

Moritz und ich unterrichten auch in zwei benachbarten Räumen und besuchen uns gegenseitig im Unterricht. 

 

Manchmal merkt man aber auch wo man sich gerade aufhält:

Am Mittwoch hatte ich gerade das Thema "Familie" im Unterricht. Als ich eine Schülerin fragte, wie viele Familienmitglieder sie habe meinte sie, nicht so viele.

In dem Moment rief jemand hinter ihr "Temblor!!"

Das ist quasi ein Erdbeben, aber nicht so stark. Eher ein Nachbeben.

Ich dachte erst sie meinte, dass sie dabei Familienmitglieder verloren hat!

Ich überlegte schon, wie man jetzt reagieren könnte, da riefen immer mehr Schüler "TEMBLOR, TEMBLOR!"

Die Hälfte meiner Schüler sprang auf und verließ umgehend den Raum. Ich war zu schockiert, um irgendwas zu machen.

Ich hatte nichts gespürt! 

Allerdings kann nach einem leichten Beben immer ein starkes Beben folgen.

Viele begaben sich in die Sicherheitszone. Ich blieb erstmal im Klassenraum, bald kam Moritz und fragte mich, ob ich etwas gespürt hätte.

Er hatte auch nichts gemerkt.

Da passiert mal was und wir merken es gar nicht!

Trotzdem war ich etwas mitgenommen, einfach weil mir bewusst wurde wie real das alles ist!

Meine Schüler waren total lieb zu mir und haben mich beruhigt.

 

Generell haben Moritz und ich so unseren "Spaß" mit den Schülern. 

Es werden andauernd Fotos von uns gemacht, ich wurde sogar schon gefilmt. Das habe ich dann aber verbieten lassen - also irgendwo reicht es auch.

Bei unserem Vorbereitungsseminar hatten wir "worst case" Szenen. Eine davon war, dass die Jungs die ganze Zeit anzügliche Sachen sagen oder stören.

Das ist hier wirklich Realität.

Oft wird "Ich liebe Dich" oder "I love you teacher" reingerufen. Ich werde nach Dates gefragt und wenn ich sie Sätze schreiben lasse, kommt immer mindestens einer in die Richtung "Viktoria is beautiful" dabei vor. 

Das ist mit der Zeit etwas anstrengend.

 Moritz meinte er fühlt sich wegen der ganzen Fotos ein wenig wie Michael Jackson. 

Wir hoffen beide, dass das etwas abebbt. 

 

 

 

 

Noch nie wollten so viele Leute ein Foto mit mir machen. Moritz und ich überlegen dafür Geld zu nehmen...

 

Mit jedem Tag kommen etwas weniger Schüler, worüber wir froh sind, denn momentan arbeite ich ohne Witz den ganzen Tag.

Ich stehe um 6:00 Uhr auf und bereite Unterricht vor. Dann fahre ich zur Uni, bereite weiter vor und gebe von 9-12 Unterricht. Zwischen 12 und 15:30 esse ich und bereite weiter Unterricht vor.

Von 15:30 bis 20:00 gebe ich wieder Unterricht, bin so um 21:00 Zuhause, bereite Unterricht vor und gehe schlafen.

Aber mal sehen, wie das in den nächsten Wochen so wird.

Viele kommen auch einfach nur, um zu gucken!

 

Was RICHTIG lustig war, war meine heutige Deutschstunde. 

Jeden Freitag werden wir in Deutsch einfach alles von der Woche wiederholen.

Eine SEHR gute Idee wie ich merkte als ich die Nummern abfragte....

Ich hab locker 10 Minuten einfach nur gelacht. Dann habe ich Moritz rübergeholt und mit ihm weitergelacht. Mein absoluter Liebling ist "seibening" (17) hahaha

Fazit: Sehr anstrengend aber auf jeden Fall immer super lustig. Wenn es eines nicht wird, dann langweilig.

Doch jetzt ist erstmal Wochenende also macht es besser, over and out! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Emi (Samstag, 17 September 2016 13:44)

    swölr ist auch sehr geil :D